Gestatten, dass ich mich vorstelle! Ich bin die Kirchenmaus.
Schon seit Längerem lebe ich
im Kirchengewölbe.
Am liebsten streune ich aber unbemerkt
in und um die ganze Kirche.
Und dabei stelle ich immer wieder
etwas fest, was mich beunruhigt,
zum Nachdenken oder aber zum Schmunzeln
bringt.
Es tut einfach gut, einmal aus dem
eigenen Mäuseloch herauszukommen
und andere Luft zu schnuppern -
nicht so die alltägliche, abgestandene Luft,
sondern den frischen Wind der Abwechslung,
der uns spüren lässt,
dass es noch etwas anderes gibt
als das, was wir tagaus und tagein erfahren.
Wann ist nur die nächste Getreidekollekte
für uns Kirchenmäuse?
Der Winter kommt bestimmt.
An den heißen Tagen war das Wasser auch rar.
Der Sturm bringt einiges in Bewegung
-
Neulich sind wieder ein paar Ziegel
vom Kirchendach geflogen.
Aber ich bin gut bedacht und behütet
- Gott-sei-Dank!
Ich habe auch ein neues Gebet für
jeden Tag gefunden:
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"Ich bin so klein und so grau, lieber
Gott,
wie kannst Du da überhaupt
an mich denken?
Immer beobachtet, immer gejagt!
Mir gibt nie jemand etwas, und
vom Leben
bekomme ich nur kümmerliche
Brocken zu knabbern!
Warum wirft man mir vor, eine Maus
zu sein?
Wer außer Dir hat mich denn
erschaffen?
Ich btte nur darum, immer ein Versteck
zu finden!
Gib mir doch das, was ich für
meinen Hunger brauche, und
lass mich sicher sein vor den Klauen
dieses Teufels
mit den grünen Augen."
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Ihre Kirchenmaus.