Aus dem Leben von Dr. Dr. Franz Wegener


Zum Gedenken an Herrn

Dr. Dr. Franz Wegener.


geboren 18. 09. 1912 - gestorben 19. 02. 2004

Franz Wegener stieß zum Missionsärztlichen Institut in Würzburg bereits 1935 als Student der Medizin der Universität Würzburg. Es war die Zeit der ideologischen Weichenstellungen, die eine klare Wertordnung und Mut erforderten. Franz Wegener bewieß ihn als er am 06. Januar 1937 in die Hand des damaligen Würzburger Bischofs Matthias Ehrenfried und des Gründungsdirektors des Missionsärztlichen Institutes Pater Dr. Christoph Becker SDS, den Missionseid ablegte, mit dem Ziel, sein ärztliches Können für wenigstens zehn Jahre in den Missionsärztlichen Dienst zu stellen. Wie seine ganze Generation wurde er durch den 2. Weltkrieg daran gehindert. Er verbrachte ihn als junger Feldarzt vor allem an der Ostfront und gehörte zu den Ärzten in den Lazaretten, über deren selbstlosen Dienst Peter Bamm in seinem unvergessenen Buch "Eines Menschen Zeit" so bewegend beschrieben hat.

Es folgte die Heimkehr, ein Doppelstudium der Zoologie und der Medizin in Würzburg, um die durchlittene geistige Verwirrung der braunen Jahre mit zukunftsgerichtetem Wissen und Können zu ersetzen. Er promovierte zum Doktor rer. nat. und zum Doktor med. und qualifizierte sich unter Prof. Wollheim, dem damaligen Direktor der Medizinischen Klinik unserer Universität zum Facharzt für Medizin. 1953 wurde er als erster Chefarzt der Inneren Abteilung der neugegründeten Missionsärztlichen Klinik berufen.

Es war eine Zeit des Aufbaues nach der Zerstörung Würzburgs. Die Jahresversammlung 1951 des Missionsärztlichen Institutes hatte beschlossen, eine eigene Missionsärztliche Klinik zu errichten, mit dem Ziel, seine Studenten und Studentinnen, Ärzte und Schwestern für den ärztlichen Dienst in der Mission in einer eigenen Klinik auszubilden und den Bürgern Würzburgs einen qualifizierten Krankenhausdienst anzubieten. Die Rücksiedlung des Juliusspitals 1953, das nach seiner Zerstörung das relativ unbeschadete Studentenwohnheim des Missionsärztlichen Institutes als Chirurgische Klinik genutzt hatte, war die Gelegenheit dieses Haus als eigene Missionsärztliche Klinik zu betreiben. Es ist der älteste Teil unseres Hauses.

Chefarzt Wegener engagierte sich vom ersten Tag mit hohem Erfolg zusammen mit seinen beiden Chefarztkollegen Dr. Hans Ott, Chirurgie und Dr. Hanni Gumprecht, Urologie, beim Aufbau der Klinik. Ganz im Mittelpunkt stand die enge und von tiefem Vertrauen getragene Zusammenarbeit mit den Schwestern und Ärztinnen der Gemeinschaft der Missionshelferinnen, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz für die Patienten in allen Abteilungen die Klinik prägten.

Chefarzt Wegeners Nähe zur Pflege
zeigte sich besonders in seinem wöchentlichen Besuch und Unterricht in der Krankenpflegeschule. Da wurde nicht nur gelernt, sondern auch regelmäßig gesungen. Die alten Schwestern erzählen noch, dass er sich immer besonders an dem Gospelvers "Wir sind arm und du bist reich, dort oben sind wir alle gleich, Halleluja" freute und mitsang.

Sein hohes fachliches Können verschaffte der Inneren
Abteilung rasch einen besten Ruf und den Zustrom vieler Patienten. Er baute ein qualifiziertes Labor auf und widmete sich persönlich Tag täglich dem Röntgen. Es war seine ganz persönliche Initiative, dass die Missionsärztliche Klinik bereits 1976 mit Frau Chefärztin Dr. Karin Walter eine eigene Röntgenfachabteilung bekam.

Entsprechend seinem Urauftrag waren ihm die Missionare, die damals von zahlreichen Frauen- und Männerorden im Frankenland nach allen Kontinenten aufbrachen, besonders nahe. Hiermit gründete er die Urzelle der Tropenmedizinischen Abteilung, begann mit der Gelbfieberimpfstelle und bildete die jungen ausreisenden Ärzte und Schwestern in der Behandlung von Malaria und Bilharziose aus. Eine große Zahl von Allgemeinärzten und Fachärzte für Innere Medizin wuchsen unter seiner Führung heran. Auch Professor Klaus Fleischer darf sich in Dankbarkeit zu diesen Schülern zählen.

Franz Wegener war immer ein zutiefst bescheidener Arzt, der sich nie in den Mittelpunkt stellte, sondern jeden in seiner Abteilung förderte. Er konnte zuhören, zügig entscheiden und mit gelungenem Humor Gegensätze überbrücken.

Bereits mit
60 gewann er Prof. Strik, damals leitender Oberarzt der Medizinischen Poliklinik der Universität, als Partner und führte mit ihm bis zum Ausscheiden 1979 gemeinsam die Innere Abteilung.

Am Wiederaufbau und an der Weiterentwicklung des Missionsärztlichen Institutes seit dem 2. Weltkrieg hatte er intensiven Anteil. Nicht nur seine Ausbildungsleistung für die etwa 300 Schwestern, Ärztinnen und Ärzte, die während seiner langen Arbeitszeit von Würzburg nach Afrika und Asien gingen, zählt hier, sondern vor allem sein stetes Eintreten für die Notwendigkeit, sich dem Gesundheitsdienst in den Missionsgebieten und den jungen Kirchen dort zu zuwenden.

Herr Wegener war in
dieser klaren Ordnung als Arzt und Mensch für viele Vorbild. Dafür danken wir ihm ganz besonders. Zusammen mit seiner lieben Frau Dr. Rosa Wegener, liebevoll Ossy gerufen, war er für viele ein menschlicher Ankerplatz.

Wir gedenken seiner in Liebe und bitten Gott, ihm seine Mühe zu vergelten.


Klaus Fleischer