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Das kleine Archiv


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Gedanken zur Spiritualität des Laien

" ...es gibt viele Wege zu Gott, ... die verschiedenen Wege zu Gott sind alle nur verschiedene Kundgebungen des Lebens Christi in jedem einzelnen von uns. Wir müssen diese Verschiedenheit anerkennen und glücklich sein darüber, denn sie hilft uns, den Irrtum zu vermeiden, dass wir eine Einheit in Elementen suchen, die keineswegs in allen Ausdrücken christlicher Spiritualität die gleichen zu sein brauchen. (...) An der Wurzel jeder Spiritualität steht ein Faktor persönlicher Erfahrung, für den es keinen Ersatz gibt. (...) Das geistliche Leben beginnt mit der vitalen Erfahrung einer persönlichen Begegnung mit Christus. Aus dieser Begegnung erströmt ein echtes geistliches Leben, (...) jedoch in einer Art und Weise, die den Umständen, der Lebenssituation, den persönlichen Gaben ... entsprechend variiert. (...)
Verschiedene geistliche Autoren haben erkannt, dass es keine kraftvolle, ja nicht einmal eine vollkommen echte Spiritualität für den apostolisch Tätigen geben kann, wenn man versucht, sie zu einer verwässerten Ausführung des monastischen oder kontemplativen Lebens zu machen. (...)
Die apostolische Spiritualität hat ihre echte Kraft dadurch gefunden, dass sie den Versuch aufgab, sich als Imitation des kontemplativen Lebens darzustellen. (...) Die Spiritualität des Priesters baut sich um seine persönliche Berufung, die Darbringung des Messopfers, das Gebet und sein ihm von Gott übertragenes Apostolat auf. Dasselbe gilt für die Ordensleute des aktiven Lebens. Wenn aber nun ein christlicher Laie Angehörige dieses Kreises fragt, wie er ein mehr geistliches Leben in der Welt führen könne, was für eine Antwort bekommt der zu hören? Oft genug die Ermahnung, täglich oder doch zumindest auch während der Woche häufiger am Messopfer teilzunehmen, sich diesem oder jenem Zweig der Katholischen Aktion anzuschließen, um in diesem Rahmen ein Apostolat auszuüben, mit anderen Worten: Liturgie und Apostolat zu leben - das ist alles. Wenn dies aber alles ist, so bedeutet das, dass man aus der Spiritualität für den Laien eine verdünnte Form der Spiritualität für den Priester oder Religiosen gemacht hat, anstatt einen eigenständigen "Lebensstil" für ihn zu schaffen. (...)
Beide haben denselben Ausgangspunkt; beide müssen die Wesenszüge christlicher Spiritualität integrieren, doch beide sind verschiedene, jeweils spezielle Lebensformen; keine kann Vorbild der anderen sein. Die Quelle für jedes geistliche Leben des Laien ist die allgemeine, umfassende Quelle der Gnade Gottes und die persönliche Erfahrung einer personalen Begegnung im Glauben. Wenn wir dies als Ausgangspunkt nehmen, sollten wir (alle) fähig sein, eine Spiritualität des Laien zu entwickeln, (...) sie aber muss die praktischen Lebensbedingungen (der Laien) berücksichtigen; sie muss, entsprechend der Spiritualität des Apostolates zeigen, wie der Laie sich in seinem Leben und seiner Arbeit - und nicht trotz seines Lebens und seiner Arbeit - heiligen kann."

Nach E. J. Cuskelly, "Spiritualität heute"