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Das kleine Archiv


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50 Jahre Missionsärztliche Klinik Würzburg
Gottesdienst am 13.07. 2002.
Festpredigt von Herrn Prälat Wilhelm Heinz, Würzburg


Hochwürdigster Herr Erzbischof, verehrte Gäste, liebe Patientinnen und Patienten, - Schwestern und Brüder im Glauben.

"Leben zu erhalten,
Leben zu retten,
Wunden zu heilen,
Schmerzen zu lindern,
Zeugen zu sein,
den Glauben durch das Leben zu künden."

So hat Pater Christoph Becker SDS, der Gründer des Missionsärztlichen Instituts, sein Programm 1922 in Worte gefasst. Dieses Programm war ausgerichtet auf den missionsärztlichen Laiendienst einer ganzheitlichen Heilung der Kranken in den Missionsgebieten. Diesem Programm ist auch die Missionsärztliche Klinik heute verpflichtet, sie feiert 50 Jahre ihres Bestehens, Grund genug in diesem Gottesdienst nach der inneren Mitte eines christlichen Krankenhauses zu fragen.


Drei Überlegungen führen zu einer Antwort:

Der Blick auf Jesus Christus.

Er verkündet das "Reich Gottes" und heilt die Kranken. Die Heilige Schrift ist übervoll von Berichten: - Das eben gehörte Evangelium ist nur ein Beispiel.  Er heilt den Knecht des römischen Hauptmannes und die Schwiegermutter des Petrus, - er heilt die Blinden, die Lahmen und die Aussätzigen. Der Evangelist Matthäus gibt schon am Anfang seiner Aufzeichnungen einen Gesamtbericht: "Er lehrte in den Synagogen, verkündete die frohe Botschaft vom Reich und heilte jegliche Krankheit und jegliches Gebrechen im Volke" (Mt. 4,23).

Mit Recht nennen wir Jesus den Heiland, der Heil bringt für Leib und Seele, für den ganzen Menschen. Er gibt seine Sendung und seinen Auftrag weiter: "Er gab den Zwölfen Macht und Gewalt über alle bösen Geister und die Kraft, Krankheiten zu heilen" (Lk. 9,2) und "sie verkündeten das Evangelium und heilten die Kranken" (Lk.9,6). In der frühen Geschichte der Kirche wird dieses aufgenommen, so hörten wir es in der Lesung aus der Apostelgeschichte: Petrus und Johannes, auf dem Weg zum Tempel, heilen den Lahmgeborenen: "Im Namen Jesu Christi von Nazareth - steh auf und geh umher!" (Apg. 3,6).

Schauen wir auf das Zeugnis der Kirche.
     
In der pastoralen Handreichung der deutschen Bischöfe "die Sorge der Kirche um die Kranken" heißt es: "Die Sorge Gottes um den Menschen, um sein Heil, soll sich im Leben der Kirche fortsetzen. Das Wirken der Jünger im Auftrag Jesu "heilt Kranke! " (Mt. 10,8) sowie der Brauch der ersten Christengemeinden, sich in Gebet, Handauflegung und Salbung durch die Ältesten den Kranken zuzuwenden (vergl. Jak. 5,13-15), ist für die gesamte Geschichte der Kirche richtungsweisend geworden. In Kranken- und Krankenhausseelsorge, in kirchlichen Krankenhäusern sowie in Altenheimen oder in den Pfarrgemeinden wird das Engagement der Glaubenden für die Kranken sichtbar." (Seite 11)

Die ruhmreiche Geschichte des christlichen Dienstes für die Kranken und Unheilbaren ist zugleich eine Verwirklichung des Hauptgebotes der Nächstenliebe. Gemeinschaften von Ordensfrauen und Ordensmännern bezeugen bis in unsere Tage den Auftrag Jesu. Wir dürfen auch die Gründung des missionsärztlichen Instituts mit dem besondern Auftrag eines umfassenden ärztlichen Dienstes in den Ländern des Südens in diese Geschichte einreihen. Pater Becker, der Gründer, sagt: "Arme und Kranke sollen in aller Welt Heilung und Hilfe finden."
       
"Christliche Krankenhäuser stehen für die Menschlichkeit in der Gesellschaft, sie sind ein Glaubwürdigkeitstest für die Kirchen" so ist in der Sonntagsausgabe vom 30. Juni des Rheinischen Merkur zu lesen. Der Blick auf Jesus und das Zeugnis der Kirche sind DIE Herausforderung für ein christliches Krankenhaus heute.
   
Herausforderung an ein christliches Krankenhaus heute:
In der eben genannten Ausgabe des Rheinischen Merkur ist zu lesen: "Die Qualität eines christlichen Krankenhauses liegt in der Orientierung am christlichen Menschenbild".
Drei Qualitätsmerkmale werden näher beschrieben, sie zu bedenken, halte ich für die kommenden 50 Jahre der Klinik für sehr wichtig:

Die unbedingte Zuwendung zum Patienten.
Ärzte und Pflegepersonal sind hier besonders gefordert. Bei aller Notwendigkeit einer straffen Verwaltung und der Sorge, das wirtschaftliche Überleben eines Krankenhauses zu sichern, steht der Mensch, - also der Patient, im Mittelpunkt der Sorge und d ie Fortbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dies gilt zuerst für die Weiterbildung in den beruflichen Feldern. Das "Lebenslange - Lernen" in allen Berufsbereichen ist heute selbstverständlich, es ist auch in den ärztlichen und pflegerischen Diensten gefordert. Zur beruflichen Weiterbildung hat die Persönlichkeitsbildung für den täglichen Umgang mit Menschen einen hohen Stellenwert. Sie ist zugleich einzubinden in eine Vertiefung des christlichen Lebensideals und des missionarischen und apostolischen Auftrages, den Christen schon in der Taufe übernommen haben.

Das dritte Qualitätsmerkmal zielt auf EINE FAMILIIENHAFTE ZUSAMMENARBEIT ALLER Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines christlichen Krankenhauses. Die verschiedenen Felder der Verantwortung sind in das Ganze der Leitung und der notwendigen Entscheidungen einzubeziehen. Ein kooperativer Führungsstil hilft in der Bewältigung der anstehenden Probleme und setzt Kräfte frei für die Verwirklichung eines christlichen Krankenhauses . In der pastoralen Handreichung der Bischöfe "Die Sorge der Kirche um die Kranken" sind die Anliegen eines christlichen Krankenhauses zusammengefasst:
"Ein christliches Krankenhaus kann zur Personalgemeinde für Patienten, Mitarbeiter, Freunde und Nachbarn des Hauses werden... die Kirchlichkeit zeigt sich in einem von christlichen Geist geprägten Umgang zwischen den Mitarbeitern und Patienten und ebenso zwischen den Mitarbeitern selbst. (Seite 21.)

Bitten wir Jesus, der das ganzheitliche Heil und die Heilung des Menschen will, um die Gnade, dass auch in den nächsten 50 Jahren die missionsärztliche Klinik ein Ort bleibt, an dem Menschen erfahren, dass Glaube, Hoffnung und Liebe auch in der Krankheit zum Heil führt.
AMEN.