Herne - Sodingen, Gerther Straße


Die Geschichte von Herne-Sodingen, und auch der Gerther Straße beginnt im Jahre 774, in welchem Tabo in der Burg Eclo (Eichenwald) über das heutige Eickel und Gelsenkirchen befehligte.

Im Raum 4 des Emschertal Museums
Schloss Strünkede in Herne
wird das Fürstengrab von Herne- Sodingen beschrieben, und wir finden dort Keramik, Tracht- und Schmuckteile aus Herne und Castrop. Sie geben einen Eindruck vom Leben in germanischen Siedlungen in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt.

Besonders eindrucksvoll ist das Grab eines fränkischen Herrn von Herne- Sodingen aus dem Jahr 600 n. Chr. Für seine Beisetzung im Bereich der heutigen Gysenbergstraße war eigens eine große Holzkammer gebaut worden, in der der Tote niedergelegt wurde. Von dem ehemals reichen Inventar haben sich nur wenige Gegenstände erhalten, die heute im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund zu sehen sind. Der Tote hatte seine Waffenausrüstung mit Langschwert, Lanze, Wurfbeil und Schild sowie Pferdegeschirr bei sich. Von seiner Tracht ist ein Gürtelbeschlag erhalten, der mit einem Muster aus Silberfäden verziert ist. Zusätzlich wurde der Tote von seinen Mannen mit einem Topf voller Nahrungsmittel versorgt.
Das Grab von Herne- Sodingen markiert für die Region den Endpunkt der jahrtausendelangen Zeiträume, in denen Geschichte überwiegend durch Auswertung von Bodenfunden erfassbar wird. Die erste Erwähnung Hernes als “haranni” in den Werdener Urbaren im 9. Jahrhundert führt auch im Emschertal-Museum in die Epochen, in denen Menschen historische Ereignisse schriftlich festhalten.

1150 trat zum ersten mal im Werdener Urbar eine Frühform von der Stadt Herne (Hernen) und der Stadt Sodingen ( Sothinkge ) auf.

1217 wird Rötger zu Giesenberge erwähnt. Vom alten Haus Giesenberg sind heute noch die späterzeitlichen Gebäude im Revierpark Gysenberg in Herne- Sodingen erhalten.

1313
hinterlässt Adam von Sodingen schriftliche Spuren. Die Lage der nicht mehr erhaltenen Burg des adeligen Hauses Sodingen wird beim Hof „Schulte –Sodingen“ an der Mont-Cenis-Straße vermutet.

01.04.1902 wurde das Amt Sodingen aus dem Restamt Castrop mit den Gemeinden Börnig, Holthausen und Sodingen gebildet.

Heute
gehört Sodingen zu Herne -
Herne-Sodingen.


Das Amtshaus in Herne-Sodingen.
Das Amtshaus
in Sodingen
Gerther Straße 1

Das Josefskrankenhaus in Herne-Börnig-Sodingen.
Josefskrankenhaus
in Börnig Sodingen
Widumer Straße


St. Peter und Paul und die Zeche Mont Cenis.
St. Peter und Paul
und die Zeche Mont Cenis
Oft führte mein Weg am Amtshaus in Sodingen in die Gerther Straße. Geboren wurde ich im Josefskrankenhaus in Börnig-Sodingen. Der Arbeitsplatz meines Vaters war die Zeche Mont Cenis. Meine Heimatpfarrkirche ist die Kirche St. Peter und Paul in Börnig-Sodingen. Hier wurde ich 1944 getauft. Später empfing ich hier die 1. hl. Kommunion und das Sakrament der Firmung. 1972 wurde ich in der Kirche St. Peter und Paul von Erzbischof Kardinal Johannes Joachim Degenhardt zum Priester geweiht. Ich gehöre zur Gemeinschaft der Missionare von Mariannhill.

Das Haus Herne-Sodingen, Gerther Straße 30, gehörte bis 1919 dem Grafen Westerholt-Gysenberg. Es war Wohnhaus für die Waldarbeiter im Gysenberger Wald. 1919 erwarb Herr Heinrich Osterholt das Haus, den Grund und Boden von Friedrich Ludolf Graf von Westerholt-Gysenberg.

Familie Heinrich Osterholt in Herne-Sodingen.

Gerther Straße 30



ehemals Bäckerei Willi Osterholt.

Foto um 1920.
Haus erbaut 1906

In der Ladentür stehend Heinrich Osterholt, Großvater von Willi . In der Ladentür sitzend Johanna Osterholt, Schwester von Willi. Vor dem Schaufenster stehend 2. Junge mit Ledermütze Willi Osterholt. Alle anderen sind Hausbewohner.

Zu meiner Kinderzeit gehörte die Bäckerei Osterholt Herrn Wilhelm und Frau Antonie Osterholt.

Von seinen Eltern übernahm Herr Willi Osterholt die Bäckerei.
Im Jahr 2004 lebte er, 92jährig, mit seiner Frau Erna in Herne auf der Moselstraße.

Die Gerther Straße in Herne-Sodingen.


Gerther Straße 30

Foto um 1972


Im 2. Stockwerk Gerther Straße 30 wohnten meine Mutter, Frau Katharina Stephan, und ich. Mein Vater Ludwig Friedrich Stephan ist seit 1944 in Russland verschollen.

Katharina Stephan und Hans Ludwig Stephan, Herne Sodingen, Gerther Straße 30

Katharina Stephan
und Hans Ludwig Stephan
Foto 1947


Katharina Stephan, geborene Meininger, geboren am 12. 01. 1909 in Kübelberg Schönenberg, verheiratet mit Ewald Nagel, verunglückt beim Grubenunglück 1935 auf der Zeche Mont Cenis in Herne Sodingen.

Aus dieser Ehe stammt Herbert Ewald Nagel, geboren am 17. 07. 1934 in Herne, Börnig - Sodingen. Gestorben am 20. 07. 1946 in Herne - Börnig im Josefskrankenhaus.


Katharina Stephan, verwitwete Nagel, geborene Meininger, geboren am 12. 01. 1909 in Kübelberg Schönenberg, verheiratet mit Ludwig Friedrich Stephan , , geboren am 11. 01. 1911 zu Herne in Nordrhein Westfalen.

Aus dieser Ehe stammt Hans Ludwig Stephan (Pater Barnabas CMM),
geboren am 05. April 1944 zu Herne in Nordrhein Westfalen. Geburtsregister Nr. 300/44

Mit den Kindern der Familie Osterholt, Bärbel Schemberg und Hildegard Osterholt, und den anderen vielen Kindern des Hauses Gerther Straße 30 hatten wir im Hof "unseres" Hauses, und im Gysenberg und bei meinem Klassenkamerad Werner Galland auf seinem elterlichen Bauernhof (heute Haus Galland, im Gysenberg) viele Spielmöglichkeiten.


Heinrich Stephan aus Herne-Sodingen.

Heinrich Stephan


Gerther Straße 32


Mein Onkel, Heinrich Stephan,
war für mich wie ein großer Freund
und wie ein Vater,

nachdem mein Vater in Russland verschollen war.
NSU von Heinrich Stephan aus dem Jahre 1952.

NSU BJ 1952
von Heinrich Stephan

Die Eltern meines Vaters,
Richard Stephan, geboren am 25. 03. 1876 in Bottrop, gestorben am 06. 12. 1950 in Herne, Nordrhein Westfalen, und Marie Henriette Stephan, geborene Trachte, geboren am 11. 01. 1880 in Diemelsee (Schweinsbühl), gestorben am 19. 06. 1950 in Herne, Nordrhein Westfalen, lebten in Herne Sodingen Gerther Straße 32. Das Haus gehörte Gertrud Husmann, die dort auch ein Lebensmittelgeschäft unterhielt.


Ludwig Friedrich Stephan, mein Vater, hatte sechs Geschwister:
Richard Stephan, Karoline Stephan, Else Stephan, Wilhelm Stephan, Grete Stephan, Heinrich Stephan.




Auf der Gerther Straße 53 lebte im Jahre 2004 noch meine Kindergärtnerin Frau Anneliese Tödtmann, die Frau von Erich Tödtmann, der der beste Freund von Onkel Heinrich (Heinz) Stephan war. "Tante Anneliese", so nannten wir Kinder unsere Kindergärtnerin, hat uns im evangelischen Kindergarten an der Bromberger Straße viel mitgegeben für das Leben! Ich danke ihr dafür!


Gerther Straße 57


Gasthof Peter Rembold in Herne Börnig Sodingen.

Restaurant Peter Rembold
Gasthof Josef Rembold in Herne-Sodingen.

Das Restaurant Peter Rembold und später Gasthaus Josef Rembold auf der Gerther Straße 57 war auch bekannt als "Gasthaus Börniger Büsche" und "Zum Bomben Jupp".
1995 wurde die Gastwirtschaft geschlossen . Auf dem Grundstück steht heute ein Mietshaus.


Antonie Rembold in Herne-Sodingen.

Antonie Rembold, geb. Kettling.
Aus dem Bauernhof Kettling,
Börnig Sodingen, Lange Straße

Josef Rembold in Herne-Sodingen.

Josef Rembold
genannt
BOMBEN JUPP



Der Bomben Jupp

Herne-Sodingen, den 11. April 1941
Josef Rembold
Gastwirt

An das Reichskriegsschädenamt
Berlin

Betr: Bombenschäden.
Antrag des Schankwirtes Josef Rembold, Herne-Sodingen, Gerther Straße 57 um Bewilligung eines Zuschusses in Bomben-Schäden-Angelegenheiten.

Endesunterzeichneter, z.zt. Gruppenführer in der 21. Sanitäts-Gruppe Herne-Sodingen, geb. am 4.7.1856 in Herne-Sodingen stellt den Antrag auf Bewilligung eines außerordentlichen Reichszuschusses in Bomben-Schädenangelegenheit.

Zur Aufklärung diene Folgendes:
Als mein Vater am 3. Febr. 1932 - er hatte Schankwirtschaft und Kolonialwarenhandlung - das Zeitliche segnete, übernahm ich sein schuldenfreies Erbe und legte mir eingehend und warm ans Herz, dafür Sorge zu tragen, dass ich die Heimatscholle gut verwalten und den Nachkommen dieselbe schuldenfrei übergeben sollte. Am 18. Juni 1940 schlugen 3 feindliche Fliegerbomben auf mein Grundstück in Herne-Sodingen Gerther Straße 57 ein, die mein Eigentum völlig zerstörten. Bei dieser Gelegenheit wurde ich selbst verwundet ...

Ich musste mit meiner Familie - es wurden wegen eines angeblichen Blindgängers, der aber keiner war, 7 Häuser geräumt - Unterkunft suchen bei meinem Schwiegervater dem Bauer Kettling in der Langestraße ...

An Stöcken habe ich wieder das Laufen gelernt ...

Am 22. Juni, also 4 Tage nach dem Bombenwurf setzte schweres Regenwetter ein, so dass die Schäden, weil die Dächer offen standen, noch weit mehr verschlimmerten.
Mein Eigentum bestand aus:
1. Wirtschaftsgebäude, Kolonialwarenhandlung und eigene Wohnung,
2. Seitenflügel mit 2 Wohnungen,
3. Kegelbahn mit kleiner Saal,
4. Gartenwirtschaft,
5. Stallungen.

Das Wirtschaftsgebäude war am 1. August wieder hergestellt. Seitenflügel und kleiner Saal waren so sehr getroffen, dass ein Neubau errichtet werden musste ...

Am 30. August, also 6 Wochen nach dem Bombenwurf, wurde meine Tochter Toni bei schwerster Flackbeschießung im Luftschutzkeller geboren. Am 14. November 1940 fielen bei dem großen orkanartigen Sturm 2 Bäume um, der größte Birnenbaum, die Zierde meiner Besitzung, mitten auf den zerstörten Seitenflügel.

Nach den Bestimmungen unseres Herrn Reichsmarschalls Hermann Göring sollten doch die Wünsche der durch Bomben geschädigten Personen weitgehendst berücksichtigt werden ...

Erwähnen möchte ich noch, dass ich Kriegsteilnehmer 1914-1918 bin, als Vizefeldwebel von Masch.-Gew.-Komp. abgegangen und dass ich vor dem Polenfeldzug ... an der Reichsautobahn Recklinghausen als Kommandoführer von 18 Mann einberufen war und z.Zt. als Gruppenführer in der Sanitätsgruppe 21 Herne-Sodingen tätig bin.

Aus diesen vorerwähnten Gründen bitte ich das Reichskriegsschädeamt ebenso höflichst wie dringend zwei Drittel der Hypothekenbelastung mit zu übernehmen und sehe Ihrer diesbezüglichen Mitteilung gern bald entgegen,

Josef Rembold


Geld bekam Josef Rembold nicht, wohl aber ein Schreiben mit dem Hinweis:
"Es ist doch eine Ehre, wenn für Volk und Vaterland das Haus zerstört wurde."

Familie Josef Rembold hat zwei Töchter:
Mia Rembold und Toni Rembold

Meine Mutter und ich waren oft bei Familie Josef Rembold.
Frau Antonie Rembold und Frau Katharina Stephan
waren Freundinnen.



Hans Ludwig Stephan - Pater Barnabas Stephan CMM

Hans Ludwig Stephan
Pater Barnabas Stephan


Die Gerther Straße in Herne- Sodingen war für mich wie eine Startbahn ins Leben. Sie bereitete mich vor für die Begegnung mit sehr vielen Menschen in Deutschland und in anderen Ländern und Kontinenten.

Fotos:
Archiv Pater Barnabas Stephan


Hier geht es zu weiteren Seiten von: