Versuch einer Charakteristik Bischof Fleischers


Michael Fleischer 1877
Missionar in Triashill Rhodesien 1910
Michael Adalbero Fleischer Bischof von Mariannhill in Südafrika 1922 - 1950

Leute, die Bischof Fleischer gekannt haben, 
beschreiben ihn wie folgt:

Bischof Fleischer war von normaler, mittelgroßer Körpergröße, mager und hatte ein schmales, asketisches Gesicht. Er trug eine Brille und einen Bart. Sein Gesichtsausdruck war geprägt von Güte, Freundlichkeit und Milde. Seine Stimme klang leise und tief. Seine Gestalt erschien sportlich, sein Körper durchtrainiert. Noch als Bischof ging er seinem Lieblingssport, dem Schwimmen nach. 8-10 Stunden Fußmarsch machten ihm wenig aus. Bis ins hohe Alter konnte sich der Bischof einer eisernen Gesundheit erfreuen und einer starken Willenskraft.

Er war ein unermüdlicher Arbeiter, zäh, ausdauernd, sehr genügsam und anspruchslos. Auch als Bischof blieb er der schlichte, herumziehende Missionar, wie seinerzeit in Rhodesien, gönnte sich wenig Ruhe und Schonung. Für sich persönlich führte er ein armes opfervolles Leben. Leider hatte er bei seiner Genügsamkeit nicht immer das rechte Gespür für die Bedürfnisse schwächerer Mitbrüder und verlangte manchmal auch von den anderen, was er von sich aus glaubte leisten zu können. Dies rief nicht selten den Unmut der Mitbrüder herauf. In solchen Situationen zeigte sich Bischof Fleischer keineswegs empfindlich und trug niemandem etwas nach.

War er "Zu Hause", dann lebte er nach einer strengen Ordnung. Er stand früh auf, hielt seine Betrachtung und feierte anschließend die hl. Messe.

Er war davon beseelt, den Afrikanern alles zu werden und sagte einmal: "Es ist wahrhaft Christus ähnlich, sich den Afrikanern anzupassen und ihnen zu dienen. Gott tat das Gleiche, als er vom Himmel zur Erde herabkam und Mensch wurde". Diese Gesinnung läßt ihn sicher als Seelsorgebischof erkennen, und etwas anderes wollte Bischof Fleischer nicht sein. Verwaltungsarbeit lag ihm weniger.

Bei seiner Bischofsweihe wählte er als Wappenspruch die Worte: "Justitia et Pax". In seinem Einführungshirtenschreiben an das Vikariat Mariannhill gab er zu diesem Wahlspruch sein Programm: "Ich wünsche Gott allein zu dienen und der Kirche und strebe mit gewissenhafter Sorge die Rettung der Seelen an, die meiner Führung anvertraut sind".

Dies ist ihm gelungen, trotz seiner ihm nachgesagten schlechten Menschen und Ortskenntnis. Er hat Zugang zu den Menschen gefunden und mit ihnen ihr Leben geteilt. Kaum einer vor ihm hatte so großes Vertrauen bei den Eingeborenen. Das Zuluvolk sieht in ihm seinen Schutzgeist (idlozi) und liebt ihn über das Grab hinaus.

28 Jahre leitete Bischof Fleischer nach den Anordnungen Roms sein Missionsgebiet Mariannhill. Es wuchs zum zahlreichsten Kirchensprengel der Südafrikanischen Union heran. Die Christenzahl hat sich in dieser Zeit vervierfacht, obwohl die Vikariate Umtata und Kokstadt vom Vikariat Mariannhill abgetrennt wurden.  Seine größte Sorge war es, für die Missionskirche Kräfte aus dem eigenen Volk heranzuziehen. Als die Päpste Benedikt XV. und Pius XI. die Gründung einheimischer Kongregationen wüschten, kam dieser Wunsch bei Bischof Fleischer einem Befehl gleich. Er war davon überzeugt, dass die Kirche nur dann sagen kann, dass sie in einem Gebiet begründet sei, wenn sie dort von niemand als von sich selbst mit eigenen Kirchen mit eigenem Klerus, mit einem Wort, wenn sie da von niemand als von sich selbst abhängt.

Nach seiner Resignation war Bischof Fleischer mit dem Wirken des nachfolgenden Bischofs einverstanden und zur Zusammenarbeit bereit. " . . . Ich gehe als Ordensmann ins Kloster zurück", so schreibt er seinem Bruder Franz, " . . . und versuche mich in die Altersverhältnisse hinein zuschicken, zufrieden zu sein, mehr an Gott zu denken, dem wir näher kommen mit jedem Tag..."

Michael Fleischer war ein guter Priester, ein eifriger Missionar, ein gehorsamer Bischof gegenüber dem Hl. Stuhl. Es bleibt unabstreitbar, dass er ein verdienstvoller Mitbegründer der Mariannhiller Missionskongregation war und ein großer Missionspionier der Kirche im Süden Afrikas.

Ich bewundere diesen Mitbruder.
P. Barnabas Stephan CMM


 
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QQ (Werke) : vgl. VM 28 (1910), 175-178; VM 28 (1910), 236; VM 29 (1911), 155-156;  VM 29 (1911), 180-182; VM 30 (1912), 89-90, 112-114, 134-136, 158-160; VM 32 (1914), 58-60; VM 32 (1914), 172; VM 32 (1914), 224-226; VM 31 (1913), 178-180; VM 38 (1920), 82-86; mmm 77 (1958), 200-207. Daneben liegen noch  33 Hirtenbriefe in gedruckter Form vor: vgl. die Aufstellung von Barnabas Stephan, Würzburg 1975, 45-48. QQ : VM 38 (1920), 66; VM 27 (1909), 50: VM 40 (1922), 174-183; VM 42 (1924), 153-157; KM 55 (1927), 256; KM 52 (1923/24), 229; KM 62 (1934), 197; Alcuin Weißwurm, Abschrift der Chronik von Mariathal Mission (Generalatsarchiv) CMM); Nekrologium CMM, 1962-1963: 19. März; 14.April; 27. Juli; 5. August; Bibliotheca Missionum, XVIII., XIX . und XX . BAND - Afrikanische Missionsliteratur: 1880-1909 n. 7724-9753 (Freiburg), 1953; 1910-1940 1.Teil n. 9754-9843 (1954) 4f.; 1910-1940 2.Teil n. 9844-10818 (1954); 

Ungedruckte Quellen (Sammelmappe Barnabas Stephan, Generalatsarchiv CMM): 25 Briefe von P. Adalbero Fleischer CMM  an seine Eltern und Geschwister aus den Jahren 1908-1920; Berichte, Briefe, Circulare,  Dekrete, Konferenzbeschlüsse, Protokolle aus dem Generalatsarchiv CMM; 

Lit .: Adalbert Ludwig Balling, Gute Menschen sterben nicht, sie leben fort in der Erinnerung ihrer Freunde - Mariannhiller Porträts, Würzburg 1989, 48-56; - Thimotheus Kempf, Ein erfülltes Priester- und Bischofsleben, in: mmm 81 (1963), 123-124; - Barnabas Stephan, Michael Adalbero Fleischer 1874-1963 - Missionsbischof in Südafrika, Würzburg 1975 (= Veröffentlichungen des Archivs der Markomannia Bd. 10); - o.V., P.A. Fleischer, 1. Generalsuperior von Mariannhill, in: VM 38 (1920), 66. Über die Geschichte der Mariannhiller Mission: Adalbert Ludwig Balling, Der Trommler Gottes, Freiburg 1981; - Joseph Dahm, Mariannhill - Seine innere Entwicklung, sowie seine Bedeutung für die katholische Missions- und Kulturgeschichte Südafrikas, Mariannhill 1949; - Bernard Huss, Mariannhill - Half a Century of African Mission Life, Detroit 1935; - Abtei Mariannhill (Hrsg.), Trappistenkloster Mariannhill. Das Trappistenkloster Mariannhill, oder Bilder aus dem afrikanischen Missionsleben. Im Auftrage seiner Oberen gesammelt von einem Ordenspriester, Freiburg 1907; - Thomas Neuschwanger, Syllogos: Sammlung handschriftlicher und gedruckter Quellen über Mariannhill, Bd. 1, Mariannhill 1908; - Anton Roos, Mariannhill zwischen zwei Idealen - Innere Entwicklung Mariannhills vom Trappistenkloster zur modernen Missionskongregation 1884-1936, Diss. Innsbruck 1962; - Francis Schimlek, Mariannhill - A Study in Bantu Life and Missionary Effort, Mariannhill 1953.

Lex .: DIP IV, 73; - SESA IV, 573 f. Über die Franziskaner-Familiaren vom hl. Josef (FFJ): DIP IV, 512; über die Töchter des hl. Franz von Assisi (FSF): DIP III, 1697 f.

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Die  Seiten sind gewidmet: Herrn Pater Ferdinand Holzner CMM, Herrn Pfarrer Josef Fleischer, Herrn Pater Laurentius  Schleissinger CMM, Herrn Professor Dr. theol. Bernward Willeke OSF.

Barnabas Stephan