Missionar in Rhodesien (Simbabwe)
1910 - 1920
Michael Adalbero Fleischer als Missionar in Rhodesien (Simbabwe)

Anfang März 1910 wurde Pater Adalbero in Begleitung von Bruder Nivard Streicher, der wegen seiner einflussreichen Stellung bei Abt Franz und als Schaffner und Architekt von Mariannhill "Der braune Abt" genannt wurde, in die Mission nach Rhodesien gesandt, in ein noch ganz wenig erschlossenes Gebiet. Pater Adalbero war ja vor seinem Klostereintritt Weltpriester gewesen, und so glaubte Abt Gerard Wolpert, er sei diesem Wirkungsfeld gewachsen. Bei dem Platz handelte es sich um die Missionsstation TriashilI (Dreifaltigkeitshügel), die Cecil Rhodes etwa 15 Jahre vorher Abt Franz Pfanner persönlich geschenkt hatte.

Die Station Triashill liegt im Manicaland, dem nordöstlichen Teil des heutigen Simbabwe. Sie ist etwa 1.000 Morgen groß. Das Land liegt etwa 2.000 m über dem Meer und ist ringsum von Bergkolossen umgeben. 1910 beschreibt Pater Fleischer das Land als sehr ärmlich, sandig und steinig. Es gab dort damals wenig Buschwerk, aber viel wildes Gras. Die Einheimischen lebten hauptsächlich von Rinder-, Schweine- und Hühnerzucht. 1896 versuchte bereits Pater Hyazint eine Gründung, wurde aber durch den Matabeleaufstand daran gehindert. Erst etwa 1906 wurde ernstlich mit der Mission dort begonnen.

Als nun Pater Fleischer nach Triashill kam, fand er auf der Station bereits ein ärmliches Kirchlein vor, das zugleich als Schule diente. Es waren an Personal auf der Station Pfarrer (Pater genannt) Mayr, ein Weltpriester aus Tirol und vier Mariannhiller Brüder: Ägidius, Zacharias, Flavian und Paphnutius.
Pater Mayr hatte schon über 20 Jahre in Natal gewirkt, bevor er als Missionar nach Rhodesien ging. Er war ein sehr fähiger Missionar und sollte nur wenige Wochen für Pater Robert zur Aushilfe in Triashill bleiben. Daraus aber wurden Jahre. Pater Mayr war schon älter und beliebt bei dem Mashonavolk, denn er war ein ausgezeichneter Lehrer. Er selbst hatte eine Grammatik verfasst und lehrte Pater Adalbero in 3 Monaten die Mashonagrundregeln. Auch Bibel, Katechismus und Gebetbücher hatte Pater Mayr in die Mashonasprache übertragen. Pater Fleischer besuchte regelmäßig den Schulunterricht, um mit den Schülern zu lernen. In der übrigen Zeit versuchte er die Chimanika-Sprache zu erlernen, wobei ihm Pater Mayr ebenfalls half. Pater Mayr ging dann am 21. Juni 1910 auf Heimaturlaub und kam nicht mehr zurück nach Traishill.

Nun musste Pater Adalbero die Mission leiten und den Kindern in ihrer Muttersprache den Unterricht halten. Viel Seelsorgsarbeit gab es noch nicht, weil die Christenzahl noch ganz gering war. Der Schulunterricht für die Buben diente hauptsächlich dazu, auf das Katechumenat vorzubereiten. Für die Mädchen übernahmen später die Missionsschwestern vom kostbaren Blut den Unterricht in Religion und Hauswirtschaft .

Besondere Sorge machten dem jungen Missionar Unzucht und Trunksucht bei der Bevölkerung auf der Station. Auch eine Ehe mit ihren Fundamenten der Einheit und Unauflöslichkeit war für die Leute etwas Unvorstellbares. Die kleinen Mädchen, ja selbst ungeborene Kinder, wurden von den Eltern gegen die übliche Brautgabe, die aus einer Anzahl von Ochsen bestand, in die Ehe versprochen. Trunkenheit betrachteten die Leute als etwas Gutes. Aber schon vier Jahre später konnte Pater Adalbero 1.000 Getaufte und 100 katholische Familien in seinen Büchern verzeichnen. Zu den Schwestern hatten sich im Laufe der Zeit etwa ein Dutzend Mädchen gesellt, die mit den Schwestern das Ordensleben teilen wollten.

Mitten in dieses segensreiche Wirken brach eine Wende herein. 1914 war der erste Weltkrieg ausgebrochen, und 1917 erfolgte die Internierung aller Patres, Brüder und Schwestern in Rhodesien. Der nähere Anlass dazu war, dass die Deutschen kurze Zeit vorher das große englische Schiff Lusitania versenkt hatten. Die Triashiller Missionare kamen ins Internierungslager nach Port Napier in Pietermaritzburg (Südafrika). Aber schon nach wenigen Wochen, im Oktober 1917, durften die Mariannhiller ins Kloster Mariannhill zurück. Alle 14 Tage jedoch hatten sie sich eine Stunde vom Kloster entfernt in Pinetown dem Magistrat zu stellen. Dieser Zustand dauerte an bis zum Waffenstillstand vom November 1918. An Weihnachten dieses Jahres durften die Missionsschwestern vom kostbaren Blut zurück nach Triashill.

Als im April 1919 Gerüchte laut wurden, die Kriegsgefangenen würden bald aus dem Internierungslager in ihre Heimat befördert, stellten die Triashiller Missionare ein Bittgesuch auf Rückkehr nach Triashill. Vier Patres erhielten die Erlaubnis, auf ein Jahr wieder nach Rhodesien ziehen zu düren. Unter ihnen war auch Pater Adalbero. Am 5. November 1920 lief die Aufenthaltsgenehmigung ab. Doch Pater Adalbero hoffte auf eine Verlängerung derselben.


 
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