Eintritt ins Kloster Mariannhill in Südafrika 1908
Kloster Mariannhill in Südafrika.

Mariannhill
in Südafrika

Mittwoch, am 21. Oktober 1908, gegen 2 Uhr ging die Reise los. Am Bahnhof in Würzburg hatte sich zu Michael Fleischer, seinen Eltern, Geschwistern und Freunden ein Trupp blaubemützter Markomannen gesellt und sangen ihrem scheidenden Bundesbruder den letzten studentischen Gruß nach. Über Frankfurt, wo er kurz Aufenthalt machte, führte die Reise nach Köln. Als Treffpunkt in Köln war das Hotel Esser ausgemacht. Hier trafen sich an jenem Abend 14 Postulanten für MariannhilI in Südafrika.
Am folgenden Morgen besichtigten sie die Stadt Köln. Abends ging es gleich weiter nach England.
Ab Southampton führte die Seereise nach Kapstadt und von da weiter nach Durban. Auf dem Schiff waren noch viele andere Passagiere, die nach Johannisburg wollten, um in den Goldminen ihr Glück zu versuchen. Unterwegs feierte Fleischer, er war der einzige katholische Priester auf dem Schiff, täglich das hl. Meßopfer. Er hatte einen kleinen Reisealtar mitgenommen, und auch alle Gefäße und Gewänder für den Gottesdienst bei sich. Ein besonders herzliches Verhältnis hatte die MariannhilIer Gruppe zu einem anglikanischen Priester und zwei irländischen Schwestern; denn Kaplan Fleischer konnte sich auf Grund seiner bescheidenen englischen Sprachkenntnisse mit ihnen verständigen.

In Mariannhill angekommen, wurden die neuen Postulanten zunächst aufgenommen wie Gäste. Später schreibt Bischof Fleischer über diesen Augenblick: "Es ist mir noch wohl in der Erinnerung, wie ich als angehender Trappist im Klosterhof MariannhilIs stillestand und einen Blick gen Himmel tat nach der Richtung, wo ich das Meer wusste, von wo ich gekommen. Da fiel mir mit einem Male ein, was ich alles aufgegeben in der schönen Welt, die teure Heimat, die herrliche Natur, wie ich sie auf so manchen Ferienreisen geschaut, die lieben Angehörigen und Freunde. . . "

Michael Fleischer aber war fest davon überzeugt, Gottes Stimme gefolgt zu sein, und wollte Gott in den Afrikanern dienen. Zuerst nahm sich P. Prior Isembard Leyendecker der Postulanten an. Er zeigte ihnen das Gehöft eines Eingeborenen (Kraal), die Stallungen, Werkstätten und alle Gebäulichkeiten Mariannhills. Michael war tief beeindruckt von dem großen Werk der Trappisten von Mariannhill und der Missionsschwestern vom kostenbaren Blut.

Am 8. Dezember 1908 wurde Michael Fleischer mit dem weißen Trappistenhabit eingekleidet und erhielt den Namen Frater Adalbero. Mit ihm eingekleidet wurden die Fratres Willibrord Binder, Burkard Helmstätter, Reginald Weinmann, der spätere 3. Generalsuperior der Mariannhiller Missionskongregation, und die Fratres Sauter, Ruthig und Schmitt.

Mit der Einkleidung begann das Noviziat und eine strenge Lebensweise. Ab 2.15 Uhr wurde nachts das marianische Offzium gebetet. Darauf folgte eine halbstündige Betrachtung. Von 3.00 Uhr bis 4.00 Uhr beteten die Mönche gemeinsam das Tagesbrevier. Anschließend feierte Frater Adalbero gewöhnlich täglich um 4.00 Uhr die hl. Messe für die verstorbenen Wohltäter der Mariannhiller Mission. Darauf gingen die Mönche in den Kapitelsaal, wo eine Lesung aus der Hl. Schrift, bisweilen auch ein Vortrag, folgte. Stillschweigend zogen sie dann in die Schlafsäle, räumten auf, machten ihre Betten und nahmen ein karges Frühstück ein. 6.15 Uhr folgte an Werktagen die Konventmesse mit kurzem Breviergebet. Danach ging jeder, den Habit aufgeschürzt, um 7.30 Uhr an die Arbeit, die um 9.30 Uhr beendet wurde. Nach Studiumszeit und einer Lesung beteten die Mönche um 11.30 Uhr gemeinsam mit den Novizen Brevier. Auf das Mittagessen, das anschließend eingenommen wurde, war für die Novizen von 13.30 Uhr bis 14.30 Uhr im Haus Arbeit angesetzt. Darauf folgte bis zum Vespergebet und zur Betrachtung um 16.30 Uhr Studierzeit und Freizeit. Für den Rest des Tages blieb noch um 17.00 Uhr Abendessen, 18.00 Uhr geistliche Lesung, Abendgebet in der Kirche und 19.00 Uhr Bettruhe.

Diese neue Ordnung war für Frater Adalbero zuerst recht ungewohnt. Oft konnte er sich nur mit Mühe des Schlafes erwehren, wenn er morgens um 2.00 Uhr aufstehen und in den Chorstühlen stehend oder sitzend die Psalmen singen musste. Ungewohnt war auch das ständige Schweigen, der Verzicht auf Unterhaltung, die schwere körperliche Arbeit, in der Waschküche seine eigene Wäsche zu waschen, Unkraut zu jäten, beim Straßenbau zu helfen und dergleichen mehr. Dazu kam die einfache Kost, die wohl nahrhaft war, und hauptsächlich aus Erbsen, Bohnen, Linsengerichten, Früchten und Brot bestand. Fleischgerichte gab es damals in der Mariannhiller Küche noch nicht. Auch das Klima machte Frater Adalbero zu schaffen, aber er hielt durch.

Am 26. Dezember 1909 legte Frater Adalbero seine erste Profess ab und mit ihm noch acht Novizen. Anstelle des weißen Skapuliers erhielt er nun ein schwarzes, und anstatt des Stoffgürtels einen harten Ledergütel als äußeres Zeichen. 

Während seiner Noviziatszeit war auf der Missionsstation Emmaus am 24.
Mai 1909 Abt Franz Pfanner, der Grüder von Mariannhill gestorben und Mariannhill wurde kurz vor Fleischers Profess vom Trappistenorden losgelöst. 
Aus einem strengen Mönchsorden mit feierlichen Gelübden wurde eine Missionskongregation mit einfachen Gelübden. Die Tagesordnung im Kloster wurde lockerer. Morgens standen die Patres und Brüder, nun Missionare, um 3.30 Uhr auf. Um 3.45 Uhr wurde das Chorgebet teils gesungen, teils gesprochen. Bei Tisch gab es nun auch Fleisch und kräftigere Kost, ein zweites Frühstück und ein Vesperbrot wurde gewährt. Mittags und abends war eine halbe Stunde Unterhaltung gestattet, und für sonntags ein Spaziergang von 2 Stunden vorgeschrieben.


 
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