Zwei verwandte Seelen begegnen sich!

Mahatma Gandhi und Pater Bernhard Huss CMM

Mahatma Gandhi : Mohandas K. Gandhi
Mahatma Gandhi
Mohandas K. Gandhi

war beeindruckt

Mohandas K. Gandhi um 1895
In den ersten Jahren dieses Jahrhunderts (1893 - 1914) lebte Mohandas K. Gandhi in Südafrika. 1912 errang er dort seinen ersten großen Erfolg durch eine "Rebellion ohne Gewalt". Dieser unerschrockene Freiheitskämpfer - Mahatma Gandhi nannte ihn die Welt später - erschien erstmals im April 1895 an der Klosterpforte von Mariannhill in Südafrika. Weitere Besuche folgten später.

 
Gandhi wollte herausfinden, wie katholische Mönche die Schwarzen behandelten. Pater Bernhard Huss zeigte ihm alles, was er sehen wollte: Schulgebäude, Gärten, Kirche, Krankenhaus, Felder, Werkstätten...

Schweigend gingen die beiden Männer nebeneinander her. Vor dem Kruzifix in der Kirche hielt Gandhi inne, beugte sein Haupt ehrfürchtig, und verharrte so für einige Zeit, dann wandte er sich zu Pater Bernhard Huss und flüsterte:

"Es  ist das geduldige Leiden, das uns erlösen wird - Inder wie Bantu. Ihr  Kreuz , Herr Pater, predigt eine große Wahrheit für die ganze Welt!" (SCH)

Gandhi erkundigte sich nach der finanziellen Unterstützung von Seiten der Regierung (sie zahlte damals lediglich die Lehrergehälter) und äußerte sich dann sehr befriedigt über die Arbeit der Missionare von Mariannhill: "Ich habe viel über die Ausbeutung der Bantu durch Missionare gehört. Eine pure Lüge! Was ich hier und heute mit eigenen Augen gesehen habe - ich muss es zugeben - ist großartig. Es gibt keine bessere Methode, um die Eingeborenen Südafrikas auszubilden, um sie zu tüchtigen Menschen zu machen!"

" Dann blickte er Pater Bernhard tief in die Augen und fuhr leicht zögernd fort: "Sie wissen, Herr Pater, ich bin kein Christ. Einmal habe ich gesagt, ich liebte Christus und seine Lehre, aber nicht die Christen. Heute möchte ich meine damalige Feststellung revidieren. Wäre ich Ihnen früher begegnet und mehr Leuten wie Ihnen - ich glaube, ich wäre auch Christ geworden!"(SCH)
 
 

P. Bernhard Alexander Huss CMM
Pater Berhard Huss : hintere Reihe 2. von rechts.
P.Bernhard Alexander Huss CMM 
Aufnahme um 1916 in Mariannhill SA
Foto: CMM Archiv Mariannhill, Köln
P. Bernhard Alexander Huss
hintere Reihe 2. von rechts
Vorne Mitte links : Abt Gerhard Wolpert
Aufnahme 1906 in Mariannhill SA
Foto: CMM Archiv Mariannhill, Köln

Gandhi kehrte nach Durban zurück, zerriss einen Artikel, den er für eine (indische) Zeitung geschrieben hatte und verfasste einen neuen. Dieser enthielt folgende Passage:

". . . In Mariannhill erlebt man einen großen Gegensatz zwischen dem Verhalten der Ordensbrüder zu ihren schwarzen Brüdern und dem Verhalten der sonstigen Weißen zu ihren Schwarzen. Das liebevolle Verhältnis der Brüder zueinander überträgt sich auch auf die Eingeborenen, und sie nehmen instinktiv die gleichen Umgangsformen an. . . Ich würde gerne sehen, dass alle meine Freunde einmal einen Besuch bei den Mönchen von Mariannhill machten, um sich mit eigenen Augen von dem zu überzeugen, was ich zu beschreiben versucht habe, und ich glaube, sie würden sich dort eine ganz andere Ansicht über die Eingeborenenfrage aneignen." (Vgl. VG/1933)
 

Mahatma Gandhi
"Verwechseln Sie die Lehre Jesu nicht mit dem, was als moderne Zivilisation gilt. Ich bitte Sie, die Missionare sind, tun Sie den Völkern, für die Sie sich einsetzen, keine unbewusste Gewalt an. Es gehört nicht zu Ihrer Berufung, versichere ich Ihnen, das Leben der Menschen des Ostens an den Wurzeln zu zerreißen. Tolerieren Sie alles, was in ihnen gut ist. Wie Christus zu uns allen gesagt hat: "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Vergebt, und ihr werdet Vergebung erhalten. Denn mit dem Maße, mit dem ihr messt, wird euch gemessen werden. Trotz Ihres Glaubens an die Größe der westlichen Zivilisation und trotz Ihres Stolzes auf alle Ihre Leistungen plädiere ich mit Ihnen, Demut zu üben. Ich bitte Sie, ein wenig Raum für ehrlichen Zweifel zu belassen. Lasst uns unser eigenes Leben leben. Und wenn unser Leben das richtige ist, welchen Grund gibt es für Eile? Es wird aus sich selbst reagieren."
Mahatma Gandhi (aus: Glaubhaft ist nur die Liebe, Herder 1993, S. 56f)

 
We must be the change we wish to see. M. K. Gandhi

Wir müssen selbst die Wandlung sein, die wir sehen möchten. M. K. Gandhi


 
Pater Bernhard Huss CMM
P. Bernhard Huss 
CMM
Alexander Huss

24. Februar 1876 - 5. August 1948

Was Mahatma Gandhi für die Inder tat, versuchte Pater Bernhard Huss- auf seine Weise und aus christlicher Sicht - im südlichen Afrika: Er predigte die Gleichheit aller Menschen. Er nannte alle Brüder und Schwestern, weiße wie schwarze. Für diese Idee wollte er auch die Afrikaner gewinnen. Deshalb sein lebenslanger Einsatz, zusammen mit der christlichen Lehre auch die sozialen Prinzipien zu verkünden.

Ihm war überklar: das Christentum auf eine andere Weise predigen wollen, hieße
Nieten säen, hieße gegen Windmühlen kämpfen, hieße Luftstreiche versetzen. Die Philosophie des Franzosen Jacques Maritain (1882-1973) vom "christlichen Humanismus" kam ihm dabei zu Hilfe. Und - sehr wichtig! - die Sozialenzykliken der Päpste. Der aus Oedheim bei Heilbronn stammende Mariannhiller Missionar wirkte von 1895 bis zu seinem Tod im Jahr I 948 in Südafrika. Er gilt als der bedeutendste Sozialreformer am Kap der Guten Hoffnung; ein Genie in vielfacher Weise. Die Schwarzen verehren ihn wie einen modernen Heiligen . Er hatte ein Herz für die Schwarzen.

Er war klein, auf einem Auge blind und fast drei Viertel seines Erwachsenenlebens taub. Dennoch leistete er Grandioses: Er komponierte, dirigierte, schrieb Bühnenstücke, veröffentlichte Schulbücher und publizierte Artikel zu diversen Themen - zeitweise in 25 Zeitungen und Magazinen.

Pater Bernhard Alexander (Taufname) Huss wurde am 24. Februar 1876 in Oedheim/Heilbronn geboren. Sein Vater war Konvertit; von Beruf Kunstschreiner. Die Eltern starben innerhalb von zwei Wochen; der 18-jährige Alexander stand gerade vor seinem Abitur. Ein Jahr später trat er in das Missionskloster Mariannhill in Südafrika ein. Am 27. Dezember 1900 wurde er zum Priester geweiht.
Eine Woche später übernahm er mehrere Missionsstationen am Fuße der Drakensberge. Er sprach vier Eingeborenen-Dialekte und interessierte sich sehr für die Landwirtschaft der Afrikaner. Er legte Versuchsfelder an, "erfand" ein neues Ochsenjoch und eine Viehkur gegen Seuchen - und verhalf so den Eingeborenen zu besseren land- und viehwirtschaftlichen Methoden. Hauptamtlich blieb er Seelsorger, zeitweise auch für ein Lepra-Asyl. In späteren Jahren - wieder in Mariannhill bzw. in Maria Zell-Mission - leitete er Mittelschulen und Lehrerseminare, errichtete zahlreiche Volksbanken und predigte unermüdlich das "soziale Evangelium". So wurde er zum größten und bekanntesten Sozialreformer des südlichen Afrika. Seine Vortragstouren führten ihn bis ins heutige Simbabwe, Malawi, Kenia und Tansania. Sein Motto lautete: "Bessere Felder, bessere Häuser, bessere Herzen!" Mit Recht vergleicht man ihn mit Bischof Ketteler, Adolph Kolping und Carl Sonnenschein. Mahatma Gandhi sagte nach einer Begegnung mit Pater Bernhard Huss: "Hätte ich Sie früher gekannt,  ich wäre Christ geworden."

Die afrikanischen Studenten verehrten den Mariannhiller Pater wie einen "Guru". Heute noch zitieren sie seine Merksätze: "Zielt hoch. Habt Vertrauen. Bindet euren Karren an einen Stern - und tut selbst etwas für euer Land!" Das Wort "Hilfe zur Selbsthilfe" hat Pater Huss schon in den 20er Jahren benützt, lange vor Misereor und den staatlichen Entwicklungsdiensten.

Damit spornte er die schwarze Elite an, sich geistig zu betätigen. Dr. Vilakazi, der Zulu-Poet, war ein Schüler von Bernhard Huss. Auch die erste schwarze katholische Krankenschwester sowie die erste katholische Medizinstudentin des Landes waren Huss-Schülerinnen.

Als er starb - am 5. August 1948 - hieß es im Nachruf einer großen Zeitung: "Er war der bedeutendste Sachverständige für Eingeborenenfragen in Südafrika." Der kleine Pater mit dem großen Herzen wird seitdem wie ein moderner Heiliger verehrt.

Adalbert Ludwig Balling

Barnabas Stephan
 
 

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Förderkreis Pater Bernhard Huss. c/o Otto Kirner.
Hauptstr. 51. 74229 Oedheim. Tel. 07136/20166

Alex Link, Oberestr. 4, 74831 Obergriesheim, 
Tel. 07136/5182

Adalbert Ludwig Balling CMM. Brandenburger Str. 8.
50668 Köln. Tel. 0221/121146

Bernhard-Huss-Biographien: Adalbert L. Balling. Binde deinen Karren an einen Stern (Vorwort: Bischof Georg Moser). Verlag Mariannhill Würzburg 1981; 2. Auflage 2001; Ders.. Ein Herz für die Schwarzen. Verlag St. Gabriel. Mödling/Wien 1981

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Quellen/Abkürzungen : Generalats-Archiv der Mariannhiller Missionare in Rom (GA). The Southern Cross The South African Natives, monatlicher Beitrag in englischer Sprache für die in Kapstadt erscheinend katholische Wochenzeitung verfasst von P. Bernhard Huss, vom 27. Mai 1925 bis 18. August 1948; als MS zusammengestellt und gedruckt von Dr. Alcuin Weiswurm, Mariannhill 1977 (SC). Bücher von Bernhard Huss: A Text Book on Agriculture, London 1921; A Text Book on Elementary Economics for Native Students, MariannhilI 1925; A Social History - The Story of Rochdale Co-operative Store - for African Students, Mariannhill 1925; Psychology for Everyday Life - for African Students, Mariannhill 1927; People`s Banks - or. Use and Value of Co-operative Credit - for African Natives, Mariannhill 1928; Agricultural Economics among American Negroes, Pretoria 1931; Hints on Methods of Teaching for Primary Schools, Mariannhill1934; The Students Teacher's Handbook on Organization and Management of African Schools, Mariannhill 1938; Physiology and Hygiene, Mariannhill 1944. Bücher von Francis Schimlek: Against the Stream, Life of Father Bernard Huss, Mariannhill 1949 (SCH); Medicine versus Witchcraft, Mariannhill 1950; Mariannhill - A Study in Bantu life and Missionary Efforts, MariannhilI 1953. Manuskripte und Briefe von folgenden Personen Marcel Dischl, Maxima Eckard, James Ermekeil, Salvatoris Füssmann, Gudrun Götz, Otto Grimm, Stanley Gwala, Otto Heberling, Adelgisa Herrmann, Denis Hurley, Mary Joseph Keary, R. T. Mazibuko, Mary Mokgokong, W. J. Mseleku, Thomas Respondek, Pius Rudloff, Josef Schwemmer, Urban Staudacher, Barnabas Stephan u. a. Zeitschriften, Tageszeitungen, Wochenblätter : Vergissmeinnicht, Würzburg/ Reimlingen (VG); Missionsmagazin "mariannhill", Würzburg/Reimlingen (mmm); Mariannhiller Missionskalender, Würzburg/Reimlingen (mmk); The South African Catholic Magazine, Kapstadt (SAM); Umafrika, Bantu-Wochenzeitung, Mariannhill/Südafrika; Familia, internes Mitteilungsblatt der Mariannhiller (FA); Mariannhill Statistik und Chronik (MSC); Pastor Bonus, Mariannhill/Südafrika (PB); Akademische Missionsblätter ( 1935). Buchliteratur: Balling, Adalbert Ludwig, Mariannhill '82, Auftrag und Sendung, Würzburg/Reimlingen 1976 Balling, Adalbert Ludwig, Er war für Nägel mit Köpfen, Missionsabt Franz Pfanner, Phänomen für Türke und Zulu, Mödling - Wien 1979 Bryant, A. T., Olden Times in Zululand and Natal, London 1929 Bryant, A. T., The Zulu People as they were before the White Man came, Pietermaritzburg 1949 Dahm, Joseph, Mariannhill - Seine innere Entwicklung, sowie seine Bedeutung für die katholische Missions- und Kulturgeschichte Südafrikas, Mariannhill 1949 Henkel, Anton, Oedheim, Beiträge zur Heimatgeschichte, Neckarsulm 1975 Jahn, Jahnheinz, Muntu, Umrisse der neoafrikanischen Kultur, Düsseidorf / Köln 1958 Lautenschlager, Georg Max, Die sozialen Ordnungen bei den Zulu und die Mariannhiller Mission 1882-1909, Würzburg/Reimlingen 1963 Mettier, Lukas Anton, Christliche Terminologie und Katechismusgestaltung in der Mariannhiller Mission 1910-1920, Schöneck/ Beckenried 1967 Roos, Anton, Mariannhill zwischen zwei Idealen, MS, Innsbruck 1961 Tempels, Placide, Bantu-Philosophie, Heidelberg 1956

Adalbert Ludwig Balling
 

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