Gebet am Bahnhof


Gott, der Bahnhof hat mich nachdenklich gemacht 
und glücklich zugleich.

Ich lernte auf dieser Drehscheibe des Lebens, wie vielfältig das Angebot an Begegnungen ist, die unser Leben reich und sinnvoll und auch nachdenklich machen. Du hast mir auf dem Bahnhof die Augen geöffnet, nicht nur die Freude und die lustige Laune der Menschen zu sehen, sondern auch ihre Nöte und Tränen, ihre Schwierigkeiten und Ängste, ihre Hilflosigkeit und ihr Versagen. Alle warten auf Verständnis. Ich konnte es oft erfahren, dass eine  kleine Hilfe, ein nettes Wort, ein spontanes Lächeln Wunder wirken. Nimm alle Menschen in Deine besondere Obhut, vor allem auch jene, denen man es ansieht, dass sie Lasten tragen. Bewahre die Freude der Menschen. Schütze die großen und kleinen Verliebtheiten. Lass den Ärger nicht allzu hoch klettern. Gib dem Ablauf der Arbeit Sicherheit und Erfolg. Lass das Entgegenkommen und die Geschwisterlichkeit wachsen. Gieße überall Deinen Frieden aus, auch und  gerade unter jenen, die sich endlos weit auseinander gestritten haben. Erfülle  alles Warten mit Deiner Verheißung. Gott schenke immer Gelassenheit, das hinzunehmen, was ich nicht ändern kann. Schenke immer Mut, das zu ändern, was ich ändern kann. Schenke mir immer die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Ganz bestimmt aber schenke mir die Freude der Gelassenheit und auch die  Freude an Dir, da Du mir in so vielen Menschen begegnen willst. Ich gehe jetzt gern zum Bahnhof und warte dort auf dich. Du kommst mir in allen Menschen entgegen.
Hans Wallhof


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