EIN KLEINER KATECHISMUS

Ein kleiner Katechismus

Im Februar 1933 bricht der Krieg in der Mandschurei aus. Arzt Nagai wird dem 11. Infanterie-Regiment von Nagasaki zugeteilt und nimmt an dem Feldzug teil. Während seiner Abwesenheit stirbt Vater Moriyama. In einem Soldatenpäckchen erhält Nagai eines Tages einen von Moriyamas Tochter, Midori, gesandten Katechismus ...
        Nach einem Jahr kehrt Nagai aus der Mandschurei zurück und nimmt seine Untersuchungsarbeiten der Röntgenstrahlen wieder auf. Inzwischen hat er sich zum Empfang der heiligen Taufe entschlossen und sucht deshalb den alten Pfarrer von Urakami auf. Doch dieser weist ihn väterlich an seinen Vikar, damit er ihm den Katechismus beibringe. Aber das weiß er doch alles schon! Hatte er nicht dort, in der Mandschurei, ein solches Büchlein erhalten? Die Greueltaten des Krieges hatten ihn noch vollends aufgeklärt.
        Im Juni wurde er auf den Namen Paul getauft und zwei Monate später vermählte er sich mit Midori Moriyama. Von diesem Zeitpunkt an bis zu seinem Tode widmete er sich mit Leib und Seele der Radiologie. Er veröffentlichte mehrere wissenschaftliche Abhandlungen, veranstaltete wöchentlich Vorträge für Ärzte und pflegte die Armen im Hospiz des Heiligen Vinzenz von Paul, wo er für jeden Kranken ein Wort des Trostes und der Aufmunterung hatte.
          »Aufgabe des Arztes ist es, mit seinen Patienten Freuden und Leiden zu teilen. Er soll sich bemühen, Mittel und Wege zu finden, die Leiden der Kranken zu vermindern, wie seine eigenen. Doch ist es schlußendlich nicht der Arzt, der die Kranken heilt, sondern die Allmacht Gottes. Sobald der Arzt dies erfaßt hat, wandelt sich die medizinische Diagnose in ein Gebet.»
        Im Juli 1937 trat China mit Japan in den Krieg. Erneut wurde Nagai zu den Waffen gerufen, diesmal als Chefarzt des 5. Sanitätskorps. Drei Jahre lang durchzog er immer wieder China von Norden nach Süden, pflegte alle Verwundeten, die ihm begegneten, ob Japaner oder Chinesen, Militär oder Zivilpersonen. Im März 1940 wurde Nagai endlich entlassen und kehrte in sein Heim zurück, wo ihn seine Gattin sowie seine beiden Kinder, der Knabe Makoto und das Mädchen Kayano sehnsüchtig erwarteten. Aber wiederum ruft die Pflicht. Kaum angekommen, wird er zum stellvertretenden Professor der Röntgenabteilung ernannt.

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