Begegnung mit frommen Christen
Nagai wechselte seine Pension; er mietete bei der Familie
Moriyama ein Zimmer. Vater Moriyama stammte aus einem jener alten, christlichen
Geschlechter, welche den Verfolgungen dreier Jahrhunderte zum Trotz ihren
Glauben beibehalten hatten. Die Reinheit dieses Glaubens, der vom Heiligen
Franz Xaver nach Japan gebracht worden war und sich keinem Sturme gebeugt
hatte, versetzte den jungen Nagai in Erstaunen. Tag für Tag, vor der
Mahlzeit, beim Erklingen der Mittagsglocken, betete die ganze Familie den
Englischen Gruß. Von seinem Zimmer aus konnte der junge Student Vater
Moriyamas ernste Stimme vernehmen. Kaum war das Gebet beendet, erschien Nagai
zur gemeinsamen Mahlzeit.
Vater Moriyama
war von Beruf Viehhändler und besaß große Stallungen in der
Nähe des Hauses. Dies genügte den Studienkollegen Nagais, ihm den
Obernamen «Ochse» zu geben. «He, Ochse!» schrien
sie ... worauf er mit schrecklichem Gebrüll antwortete. Dieser Übername
war es jedoch, der ihm zu denken gab. Glich er nicht diesen Ochsen ... ?
Denn auch ihm waren Sinn und Ziel des menschlichen Lebens fremd. War er nicht
noch viel mehr zu bedauern als eines dieser friedlich wiederkäuenden
Tiere ... er, der tastend seinen Weg suchte?
Pascal mit seiner
überragenden Intelligenz hatte das wahre Licht im christlichen Glauben
gefunden, hier schöpften einfache Leute aus demselben Glauben den Sinn
ihres Lebens. Bescheidene Bauern lehrten ihn, woran ein höchst begabter
Mensch glaubte. Im Herzen des Studenten wurde es Licht.
Im März 1932,
anläßlich der Diplom-Überreichung wird Nagai auserlesen, die
Promotionsrede zu halten. Da überfällt ihn plötzlich eine
schlimme Erkältung, gefolgt von Mittelohrentzündung. Man fürchtet
sogar eine Hirnhautentzündung. Die gute Frau Moriyama pflegte ihn wie
seine eigene Mutter, auch sie ist eine Christin. Tag und Nacht wachte sie
am Krankenlager Nagais; ihren Rosenkranz betend, flehte sie Gott an, dem
Kranken das Leben des Leibes zu erhalten und ihm das Seelenleben zu schenken.
Wie durch ein Wunder wurde Nagai gesund. Zur Hirnhautentzündung kam
es nicht, doch machte es den Anschein, daß das rechte Ohr taub bleiben
sollte. Dies versetzte dem jungen Studenten einen schweren Schlag. Da er
sich des Stethoskops nicht mehr bedienen konnte, mußte er auf die innere
Medizin verzichten! Er spezialisierte sich also für radiologische Medizin
und trat als junger Assistent der Röntgen-Abteilung bei.