Der Blick einer Mutter
»Während der Frühlingsferien, zwischen
meinem zweiten und dritten Studienjahr an der Universität, wurde meine
Mutter vom Schlage getroffen. Als ich an ihr Krankenlager eilte, lag sie schon
in den letzten Zügen. Sie starb, ihr Blick erstarrte, blieb aber durchdringend
auf mich gerichtet. Dieser letzte Blick meiner Mutter, Ausdruck einer dringenden
Bitte, sollte die Grundfesten meiner Überzeugung erschüttern. O,
dieser verstummte Blick jener, die mich geboren, aufgezogen und bis zum letzten
Atemzug innig geliebt hatte; dieser Blick, der mir nun, als wir Abschied
nehmen sollten, mit unfehlbarer Gewißheit sagte, daß ihre Seele,
sogar nach ihrem Tode, bei ihrem lieben Takashi bleiben und wachen werde.
Ich, der das Dasein der Seele geleugnet hatte, schaute in jene Augen und
spürte nun unwillkürlich, daß die Seele meiner Mutter wirklich
existieren mußte: sie trennte sich los vom Leib, würde aber nie
untergehen. Da las ich die »Pensees« von Pascal.
Einen Gefangenen
des Materialismus plötzlich mit den Gedanken eines tiefgläubigen
Gelehrten vertraut zu machen, war ähnlich wie einen Laien in das Studium
der Astronomie einzuführen und ihm nicht einmal ein Fernrohr mitzugeben.
Meine Füße hafteten zu fest auf der Erde; mein Blick suchte vergebens
die Sterne wahrzunehmen, und mein Herz, brennend vor Ungeduld, fühlte
nur eine öde Leere. Bestimmt sagte Pascal die Wahrheit, und doch gelang
es mir nicht, diese Wahrheit zu erfassen, sie als glaubwürdig und wirklich
zu erachten.
Die Seele, die
Ewigkeit, Gott ... unser großer Vorgänger, der Physiker Pascal,
hatte also wirklich ernstlich daran geglaubt! Was war denn dieser katholische
Glaube, daß der Gelehrte Pascal ihn annehmen konnte, ohne der Wissenschaft
zu widersprechen? Auf diese Weise wurde meine Neugierde für den Katholizismus
unwillkürlich geweckt.«. Die bisher nur auf den Sektionstisch
gehefteten Augen begannen nun sich gegen den Himmel zu richten.