Abschied
Im März 1951 verschlimmerte sich der Zustand des Doktors
beträchtlich. Er war körperlich äußerst geschwächt,
und die immer mehr zunehmende Milz blähte seinen Unterleib derart auf,
daß er sich auf seinem Lager ohne fremde Hilfe nicht mehr bewegen konnte.
Die weißen Blutkörperchen, deren Zahl beim normalen Menschen zirka
7000 beträgt, erreichten bei ihm nun 330 000. Nagai, der das Fortschreiten
seiner Krankheit solange am eigenen Körper verfolgt hatte, konnte über
seinen Zustand und sein nahes Ende kaum im Unklaren sein. Dies hinderte ihn
jedoch nicht, seinem angeborenen Humor freien Lauf zu lassen, so daß
Besucher seinen wahren Zustand kaum ahnen konnten.
Im Monat April
schrieb er sein letztes Buch. Kaum war dieses beendet, erlitt er einen Blutsturz,
durch den Hand und Arm gelähmt wurden. Einige Tage später wurde
er erneut vom Schlag getroffen. Von Schmerzen überwältigt, verlangte
er zum erstenmal eine Morphiumspritze. Ende April beschloß man, ihn
ins Spital einzuliefern. Am Morgen vor seiner Abreise empfing er die heilige
Kommunion. Trotz dem brennenden Durst, der ihn die ganze Nacht quälte,
weigerte er sich beharrlich, etwas Flüssigkeit zu sich zu nehmen, obschon
ihm dies erlaubt gewesen wäre.
Im Spital erreichte
seine Krankheit den Höhepunkt. Nagai verlor das Bewußtsein; für
einige Augenblicke wieder bei Sinnen, rief er mit lauter Stimme: «Jesus,
Maria, Josef ... », dann mit kaum vernehmbarer Stimme: «Ich lege
meine Seele in Eure Hände ... » Eine Krankenschwester übergab
seinem Sohn Makoto ein Kruzifix, der es seinem Vater in die Hand schob. Nagai
hielt das Kreuz in der noch allein gesunden linken Hand ... Kaum hatte er
gesagt: «Betet ... » als er den Geist aufgab.
In den Händen
hielt er einen Rosenkranz aus schwarzen Perlen, den er vom Heiligen Vater
erhalten hatte und das Kreuz, das Makoto ihm soeben zugeschoben hatte.
Die Züge des
Verstorbenen waren durch ein leichtes Lächeln verklärt. 43 Jahre
alt. Ursache des Todes: Herzschwäche, verursacht durch Leukämie.
Das Herz Nagais, das soviel Güte ausgestrahlt, hatte zu schlagen aufgehört.
Das berühmte und in alle Kultursprachen übersetzte Werk Nagais, «Die Glocken von Nagasaki, Die Geschichte der Atombombe» erschien in deutscher Sprache im Rex-Verlag München.
Titel des französischen Originals: CONVERTIS DU 20e SIECLE
1er volume
Herausgegeben von F. Lelotte S.
J. durch das Foyer Notre Dame, Bruxelles
im Verlag Casterman, Tournai-Paris
jacques Pfau: Aufsatz über
Takashi Nagai
2. Auflage 1957
Mit kirchlicher Druckerlaubnis
Alle Rechte vorbehalten im Rex-Verlag Luzern und München 1956