DIE GLOCKEN VON NAGASAKI

TAKASHI NAGAI

(1908 - 1951)

Von Yakichi Kataoka

Die Glocken von Nagasaki

Im Jahre 1925 wurden zwei Glocken, Geschenk eines belgischen Wohltäters, in den Kirchturm von Urakami, einem Vorort von Nagasaki, hinaufgezogen. Bei Regen, Wind und Sturm klang das Glockengeläut von Hügel zu Hügel und rief die Gläubigen zum Gottesdienst, verkündete die Freude des Englischen Grußes, aber auch die Trauer der Todesstunde.
        Nach der Atombombardierung vom August 1945 zog man aus einem Trümmerhaufen die beiden Glocken hervor. Wie durch ein Wunder war die eine unversehrt geblieben. Am Weihnachtsabend 1945 haben einige Gläubige da, wo einst die Kirche stand, ein Gerüst mit Eichenbalken aufgestellt, und alle, Doktor Nagai an der Spitze, ziehen nun mit langsamen, regelmäßigen Zügen an den schweren Ketten. «Eya, eya ... » unter diesen eintönigen Ausrufen wird die Glocke allmählich emporgehoben. An jenem Abend erklang über die ausgebrannte Trümmerstätte von Urakami die eherne Stimme der Weihnachtsglocke.
        Sieben Quadratmeter, ein Wellblechdach, das die Regentropfen durchsickern ließ, das war Doktor Nagais Wohnstätte! In dieser armseligen Hütte, gesundheitlich zu Grunde gerichtet, seine beiden Waisenkinder neben sich, vernahm er nun Tag für Tag die Stimme dieser Glocke. Er sah sich zwölf Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt. War es damals nicht die Stimme derselben Glocke, die in ihm das Erwachen der Seele, die Bekehrung vom Materialismus zum katholischen Glauben gesungen hatte? Wie zärtlich wird er sie lieben, diese Stimme, bis zu seinem Tode.

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